Copyright Matthias Salm

Präsentation von Novartis in der SWM Skybar

Die Pharmaindustrie als Hoffnungsträger

Magdeburg. Oft werden Standortentscheidungen nur als dürre Pressemeldung veröffentlicht. Anders bei Novartis in Halle (Saale): Zur Verkündigung lud der Konzern Politprominenz und Medizinexperten nach Magdeburg.

Von Matthias Salm

Die Plätze in der Skybar im Haus der Städtischen Werke Magdeburg waren dementsprechend gut gefüllt. Ein symbolhafter Ort: Hoch über den Dächern der Landeshauptstadt ging der Blick über die Entscheidung von Novartis Deutschland, In Halle (Saale) eine Produktionsstätte für Radioligandentherapien (RLT) zu errichten, weit hinaus. 

Zur Präsentation des Projekts waren der Vorsitzende der Geschäftsführung von Novartis Deutschland Manfred Heinzer, Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze, Tino Sorge, der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit, Halles Oberbürgermeister Dr. Alexander Vogt und Dr. Robert Franke, Geschäftsführer der Investitions- und Marketinggesellschaft (IMG) Sachsen-Anhalt angereist. Die Radioligandentherapie gilt als ein Meilenstein der personalisierten Onkologie. Sie verbindet radioaktive Isotope mit zielgerichteten Liganden, die Krebszellen präzise aufspüren und zerstören, während gesundes Gewebe weitgehend geschont wird. Novartis verfügt derzeit als einziges Unternehmen über zwei in Deutschland zugelassene Radioligandentherapien.

Sachsen-Anhalt dürstet dieser Tage nach guten Nachrichten, das machte die Veranstaltung deutlich. Schließlich steht dem Land ein kräftezehrender und kontroverser Wahlkampf bevor. Umso wichtiger sind da Erfolgsmeldungen. Auch für CDU-Spitzenkandidat Sven Schulze: „Wir können den Menschen zeigen: Es bewegt sich etwas. Daran haben wir lange mit allen beteiligten Partnern gearbeitet.“ Das Land ernte, so Schulze, jetzt auch die Fruchte früherer Investitionsentscheidungen, etwa des Ausbaus des Technologieparks Weinberg Campus in der Saalestadt. 

Mit der Investition von Novartis stärkt Sachsen-Anhalt sein Profil als Zukunftsregion der Life Sciences. Wirtschaftsminister Schulze verwies auf die Pharmastandorte im Land. Und in der Tat: Mittlerweile hat sich die Branche zwischen Stendal und Halle etabliert. Bayer produziert in Bitterfeld, Salutas Pharma in Barleben, das Serumwerk in Bernburg und die IDT Biologika GmbH in Dessau-Roßlau. Im dortigen Biopharmapark ist die Merz Pharma GmbH & Co. KGaA ebenso beheimatet wie das Ceva Innvoation Center 

„Wir sind mehr als das, was öffentlich manchmal dargestellt wird“, erklärte Schulze, der zugleich auch die Internationalität des Landes pries. „Internationale Investoren sind wichtig. Nur so kann unsere Wirtschaft wachsen.“  Eine deutliche Aussage angesichts zunehmend isolationistischer Tendenzen in und außerhalb Deutschlands. . 

Da kommt es den Sachsen-Anhaltern gerade recht, dass mit Tino Sorge seit Mai ein Magdeburger als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium wirkt. Das macht die viel gepriesene Politik der kurzen Wege in Sachsen-Anhalt noch ein Stück kürzer. Sorge sieht die Gesundheitswirtschaft in Deutschland in ihrer Bedeutung unterschätzt. Der Anteil der Branche am BIP sei in Sachsen-Anhalt höher als im Bundesdurchschnitt. Auch Novartis Deutschland-Chef Manfred Heinzer betonte, dass die Bruttowertschöpfung in der Pharmaindustrie nahezu gleichwertig zu jener der Automobilindustrie sei. Die Pharmaindustrie sei zudem die forschungsintensivste Industrie in Deutschland. „Wo geforscht wird, entstehen auch Innovationen“, erklärte Heinzer. Dazu passt, dass die neue Bundesregierung den Pharmadialog wiederbeleben will. Ganz oben auf der Agenda: Sichere Rahmenbedingungen und Planbarkeit für die Investitionen der Pharma-Unternehmen. 

Was sprach nun für Halle als neuen Novartis-Standort? Für IMG-Geschäftsführer Dr. Robert Franke vor allem die Expertise der Universitätsmedizin und des Uniklinikums in Halle, die bereits vor Ort tätigen Unternehmen wie die Wacker Biontech, die zentrale Lage in Europa, das DHL-Drehkreuz in Leipzig sowie die Geschwindigkeit bei den Genehmigungen. Halles Oberbürgermeister Dr. Alexander Vogt ergänzte die Liste der Standortfaktoren um die Punkte bezahlbarer Wohnraum, lebendiges Kulturangebot, hoher Freizeitwert und die in der Region bereits vorhandenen Fachkräfte in der Pharmaindustrie,. Für Tino Sorge ist die Standortentscheidung von Novartis deshalb eine mit Sogwirkung: „Novartis bringt die Strahlkraft eines weltweit renommierten Konzerns nach Halle. Wenn Novartis und Bayer in Sachsen-Anhalt produzieren, muss man in Gesprächen mit potenziellen Investoren den Standort nicht erst erklären.“ 

Mail Icon

Newsletter

Immer die neuesten Nachrichten im Postfach.